Ladekarten-Survival-Kit

Es ist alles gar nicht so wild. Gepostet von Marcus am October 7th at 12:51am

Und wenn Du mitten in der Pampa stehenbleibst? Und wenn die Ladesäule kaputt ist? Und wenn das Laden nicht klappt? Und wenn der Wagen explodiert?

Das ist sinngemäß die Essenz der Fragen, die mir gestellt werden, wenn ich erzähle, dass ich jetzt ein Elektroauto fahre. Da dies Stand heute erst seit zwei Wochen der Fall ist, habe ich zwar noch keine Langzeit-, aber Alltagserfahrungen machen können.

Ladekarten-Dschungel

Mir war selbst bei Bestellung des Enyaq nicht klar, wie ich das "Ladeproblem" lösen würde. Zu dem Zeitpunkt gab es die Wallbox von Skoda zumindest theoretisch und eine herstellerseitige Ladelösung für öffentliches Laden war nicht in Sicht. Das "Problem" ist keins. Zur Zeit nutze ich drei Ladekarten / -apps: Skoda Powerpass, Shell Recharge, TankE. Zudem lasse ich natürlich die aktuell kostenfreien Lademöglichkeiten bei Lidl, Kaufland, Ikea, Aldi usw. nicht aus.

Skoda Powerpass

Skoda bietet hier mittlerweile den Powerpass an - eine Ladekarte, die an den Ladesäulen vieler Drittanbieter per Roaming funktioniert. Auch viele Autohäuser aus dem VW-Verbund bieten Ladepunkte an, die mit dem Powerpass kompatibel sind. Das Laden ist idiotensicher: Karte an den Sensor der Säule halten, Stecker wählen oder Ladekabel anklemmen, in die Ladebuchse des Autos stecken, Ladevorgang starten. Der Ladeprozess wird i.d.R. an der Säule angezeigt und kann entweder manuell oder durch das Auto beendet werden (die maximale Ladung kann über die mySkoda-App vorab gesetzt werden).

Pro: Vielfach günstigste Ladepreise, gute EU-Abdeckung, Säulenstatus funktioniert zuverlässig.

Contra: im Vergleich zu anderen Anbietern weniger Ladepunkte. Kartendarstellung ist sehr minimalistisch. Nur Kreditkarte als Zahlungsmittel hinterlegbar (keine Lastschrift).

Shell Recharge

Shell Recharge ist, wie der Skoda Powerpass, eine Kombination aus Smartphone-App und Tankkarte oder Schlüsselanhänger. Im Vergleich zu Skoda ist die Abdeckung deutlich besser, speziell in den BeNeLux-Ländern wimmelt es nur so von Ladepunkten, die mit Recharge kompatibel sind. Dies lässt sich Shell aber auch entsprechend bezahlen - ich habe keine einzige Säule gefunden, die günstiger wäre als beim Powerpass. Selbst, wenn eine Säule in beiden Apps verfügbar ist, ist Shell ein paar Cent pro kWh teurer.

Pro: Sehr gute Abdeckung, viele Schnelladepunkte mit 50-300kW.

Contra: Etwas höhere Preise als Skoda. Abbuchung per SEPA-Lastschrift.

TankE-Netzwerk

Das TankE-Netzwerk ist ein System, dem sich mehrere Energieversorger angeschlossen haben, in unserer Region sind dies die Stadtwerke Krefeld. Das Prinzip ist auch erst einmal gut: Viele Energieversorger bündeln sich in einer App, man wählt bei der Registrierung seinen lokalen, hinterlegt ein Zahlungsmittel, fertig! Ist man damit bundesweit startklar? Leider nein.
Vor der Registrierung habe ich ein wenig mit der App herumgespielt und die Versorgung mit Ladesäulen in meinem Umkreis angeschaut - das waren schon ordentlich viele. Nach der Auswahl des Anbieters beschränkte sich das ganze auf Krefeld und zwei Nachbardörfer. Durch einiges An- und Abmelden, eine fingierte Anbieterwahl und schließlich eine Nachfrage bei der Hotline hat sich herausgestellt, dass die SWK aktuell noch kein Roaming anbieten, man also nur bei Ladepunkten der SWK laden kann (das soll sich ca. gegen Ende 2021 ändern). Bei der Versorgern der Nachbarstädte sieht es besser aus, ob aber ein anbieterübergreifendes Laden möglich ist, konnte ich nicht sicher herausfinden.

Abgesehen von diesem wirklich eklatanten Nachteil funktioniert die App einwandfrei. Man fährt zur Säule, schaltet sie über die App frei, klemmt das Kabeln an und fertig. Die Abrechnung erfolgt per SEPA-Lastschrift, die Rechnungen kommen per E-Mail... alles sehr bequem. Die Preise sind einheitlich bei aktuell 0,39€ / kWh.

Pro: Gute App, einwandfreier Ladevorgang, einheitliche Preise im Mittelfeld.

Contra: Roaming je nach Versorger ggf. nicht möglich, daher aktuell nur Stadtlösung.

Kostenloses Laden beim Einzelhandel

Einzelhändler wie Ikea, Lidl / Kaufland und Aldi bieten an vielen Standorten kostenlose Lademöglichkeiten an. Der Deal ist: Kaufste hier ein, kannste umsonst laden.
Bisher habe ich das ganze bei Ikea und Lidl getestet, und es ist grandios. Ein normaler Einkauf bei Lidl ist bei mir in ca. 30min erledigt - in der Zeit bekomme ich bei ca. 30-40kW Stromausgabe Ladestrom für ca. 120 km Strecke geschenkt. Ich weiß ehrlich gesagt nicht, welches Gegenargument man hier vorbringen könnte. Für einen Einkauf bei Ikea wurde ich mit einem vollen Akku belohnt.
Je nach Standort kann es an diesen kostenlosen Ladepunkten durchaus zu Wartezeiten kommen. Bisher hatte ich Glück, und wenn nicht, hat sich gezeigt, dass E-Auto-Fahrer in der Regel sehr freundliche Menschen sind und eine gewisse Warteschlangen-Etikette herrscht.

Marcus am October 7th at 12:51am